News
Hintergrund
Begründer
Strategie
Literatur
Diskussionforum

Links
Impressum
Downloads

Unterricht ändert das Bewußtsein - Schülerinnen ernten Lob für Ethos-Aufsatz

Hagen. (WP) Das Lob kam gleich seitenweise. Ein Redakteur der "Zeit" schrieb von "gedanklich wie auch sprachlich höchst beachtlichen Leistungen". Prof. Ernst Ulrich von Weizsäcker war "sehr bewegt" und Alt-Bundeskanzler Helmut Schmidt fühlte sich in seinem Engagement bestätigt.

Viel Anerkennung für zwei Schülerinnen des Theodor-Heuss-Gymnasiums für ihre Auseinandersetzung mit der Weltethos-ldee, mit Werten und Regeln für das menschliche Zusammenleben. Und doch sind die lobenden Worte bekannter Menschen nicht das Wichtigste für Dorothee Heine und Jeanette Dreker. Sie bewerten weit höher, daß sich ihr Leben seitdem verändert hat. Weg von einem unbewußten Alltag, hin zu täglicher Auseinandersetzung mit dieser Welt und den Menschen.

"Ich bin eindeutig sensibler geworden in der Wahrnehmung von Weltproblemen, aber auch von Problemen im privaten Kreis, die Ungerechtigkeiten, Unfrieden und Zerstörung der Lebensgrundlagen beinhalten", schreibt Dorothee Heine in einem langen Aufsatz über die Bedeutung des Philosophieunterrichts für ihr eigenes Denken, Handeln und Fühlen. Ihre Freundin Jeanette bringt es im Gespräch kürzer - aber nicht weniger aussagekräftig - auf den Punkt: "Es gibt mehr als Schule und drei Stunden Tennis am Tag."

Ein Mehr, das den beiden Mädchen und ihren Mitschülern von ihrem Philosophielehrer Klaudius Gansczyk vermittelt wurde. Orientiert an einer von Hans Küng herausgegeben Aufsatzsammlung beschäftigten sich die Jugendlichen mit der Idee des Weltethos. Prominente aus aller Welt machen sich unter diesem Stichwort Gedanken zum Erhalt von Frieden und Lebensgrundlagen. Gefordert werden Normen und Werte, die über die Grenzen der unterschiedlichen Religionen und Kulturen hinaus ein friedliches Zusammenleben und den Erhalt der Natur ermöglichen.

Beeindruckt von dieser Idee begannen die Freundinnen über ihr eigenes Leben zu reflektieren. "Ich sehe, daß es schwer ist, alte Gewohnheiten abzulegen. Gerade, wenn sie bequem für mich sind. Doch ich bin froh, daß immerhin schon viele Gewohnheiten bewußt wahrnehmen und hinterfragen, nicht nur in bezug auf die Umwelt, sondern auch in bezug auf den Umgang mit meinen Mitmenschen", schreibt Dorothee Heine. Und handelte schließlich auch: Gemeinsam mit Freunden gründete sie den Leo-Club Hagen. Die Jugendorganisation des Lions-Clubs hat das Ziel, soziale Arbeit in Hagen zu leisten.

THG-Direktor Karl Helmut Strack, beeindruckt von der intensive Beschäftigung seiner Schüler mit dem Thema, freut sich über soviel Erfolg des Philosophieunterrichts. In einer Zeit, in der immer weniger Institutionen die Vermittlung von Werten und Normen zugetraut werden, könne Schule anscheinend doch noch etwas Positives leisten.


Jeanette Dreker (li.) und Dorothee Heine bekamen Anerkennung für ihre Arbeit von der "ZEIT" und auch vom Büro des Bundespräsidenten. (Foto: Michael Kleinrensing)

(Quelle: Hagener Westfalenpost, 17. Januar 1997 )

Home


eintragen