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33 Jugendliche zu Wirtschaft und Ethik - Philosophisches Gastmahl in der Kreisstadt mit Gästen aus der ganzen Bundesrepublik

Schwelm. 33 jugendliche Teilnehmer aus vielen Städten Nordrhein-Westfalens, aber auch zwei aus dem fernen München widmeten sich beim jüngsten Philosophischen Gastmahl im Hause von Saraswati Albano-Müller dem Thema "Wirtschaft und Ethik".

Die ohnehin vorhandene Aktualität des Themas erfuhr noch dadurch eine Steigerung, daß einige Tage zuvor Bundespräsident Roman Herzog das neue Buch des Altbundeskanzlers Helmut Schmidt "Auf der Suche nach einer öffentlichen Moral" über die Medien als lesenswert vorstellte und Schmidts Plädoyer für einen neuen "Mut zur Moral" lobte (WR vom 14.10.98).

Die im Buch sorgenvoll vorgetragenen Verfallserscheinungen der öffentlichen Moral, wie z. B. Steuerbetrug, rücksichtslos egoistische Bereicherung, Korruption oder verantwortungsloses Handeln, bildeten einen Teil des Diskussionsgrundlage.

Die Menschenpflichtenerklärung, die im Anhang des Buches abgedruckt ist und die der InterActionCouncil - ein Zusammenschluß von 26 ehemaligen Staatschefs wie z.B. Jimmy Carter, Gorbatschow oder auch Helmut Schmidt - den Vereinten Nationen als Ergänzung zur Menschenrechtserklärung vorlegte, war in Verbindung mit der Weltethoserklärung im letzten Jahr bereits Gegenstand eines Philosophischen Gastmahls (Die WR berichtete darüber). Mit Prof. Hassan Hanafi aus Kairo lernten mehrere der Teilnehmer im April dieses Jahres im Hause Albano-Müller einen hochrangigen moslemischen Berater des InterActionCouncil kennen.

Nachdem die Leiter des Gastmahls Waltraut Kreft, Dr. Arnold Ibing und Klaudius Gansczyk die Textgrundlagen vorgestellt hatten, verteilten sich die Teilnehmer in kleinen Arbeitsgruppen auf beide Stockwerke des gastfreundlichen Hauses und suchten sich einen ungestörten Platz und erarbeiteten in leisen Gesprächen bei gemütlicher Atmosphäre Gedanken von bedeutenden Politikern, Theologen, Philosophen, Wirtschaftswissenschaftlern, Wirtschaftsethikern und Ökologen, so Helmut Schmidts Analyse der moralischen Situation in Deutschland, Gorbatschows Kritik des Konsumdenkens und Warenfetischismus und dessen Plädoyer für allgemein menschliche Werte als Grundlage eines Neuen Denkens, das bereits zur Auflösung des Ost-West-Konflikts geführt hat, Hans Küngs Gedanken zu Weltethos, Weltpolitik und Weltwirtschaft, Vittorio Hösles philosophische Betrachtungen der Wirtschaft.

Selbstbewußt und eindrucksvoll trugen die jungen Leute in drei größeren Gruppen ihre Arbeitsergebnisse vor und entfachten lebhafte und kontroverse Diskussionen.

Gegen Abend stellte sich der Jurist und Unternehmer Dr. Albano-Müller den kritischen Fragen der jungen Leute zum Verhältnis von Unternehmern zur Moral. Er hob hervor, daß Unternehmer keine besonderen Menschen seien, sondern daß es unter ihnen - wie auch in anderen Berufs oder gesellschaftlichen Gruppen - Vertreter im gesamten moralischen Spektrum gebe.

Bei gewohnt vorzüglich selbst zubereitetem vegetarischem Abendessen der Gastgeberin griffen die Tischgespräche die Eindrücke des Tages auf. Im abschließenden Plenum stellte sich heraus, daß die meisten Teilnehmer die fünf Stunden als zu kurz empfanden, so daß für das nächste Philosophische Gastmahl unter der Leitung von Prof. Vittorio Hösle mehr Zeit eingeplant werden sollte.

Ein Überblick über die bisher veranstalteten Philosophischen Gastmahle findet sich im Internet unter: http://ha.nw.schule.de/thg/philosophie/welcome.html


Ein ungestörter "Arbeitsplatz" zum Philosophieren im Haus Albano-Müller (WR-Bild: D. Werth)

(Quelle: Schwelmer Rundschau, 29. Oktober 1998 )

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