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"Keiner allein besitzt den Stein des Weisen" - Philosophisches Gastmahl mit hochkarätigen Gästen - Klaudius Gansczyk erhält Auszeichnung

Schwelm. (WP)

Als "interkulturelle Brückenbauerin" hat sich Saraswati Albano-Müller einen Namen weit über die Grenzen der Kreisstadt hinaus gemacht. Zu ihren "philosophischen Gastmahlen" begrüßt die gebürtige Inderin Größen aus Philosophie, Wirtschaft und Politik, die mit jungen Menschen diskutieren.

Für die jüngste Auflage ihres "Gastmahls" konnte Saraswati Albano-Müller gleich zwei hochkarätige Gäste als Referenten gewinnen. Den Anfang machte Prof. Dr. Mall, seines Zeichens Präsident der Gesellschaft für Interkulturelle Philosophie (GIP). Den zweiten Teil des Nachmittags gestaltete der Kairoer Philosoph Prof. Dr. Hanafi. Hanafi beriet das "InterActionCouncil", dem 25 ehemalige Staatspräsidenten angehören - darunter auch Helmut Schmidt -, bei der Erarbeitung der Menschenpflichtserklärung.

Eindringlich plädierte Dr. Mall für eine Aufgabe des Eurozentrismus und aller Zentrismen überhaupt, "Interkulturalität", so erläuterte er, "geht davon aus, daß nicht eine Kultur die Kultur der ganzen Menschheit sein kann." Zum Gedanken der Interkulturalität gehöre ebenfalls die Erkenntnis", daß Menschenrechte auch - aber eben nicht nur - europäisch sind. Zwar komme dem Westen die Vorreiterrolle in der Dokumentation der Menschenrechte zu, doch fänden sich auch in den alten Kulturen Indiens und Chinas entsprechende Traditionen.

Mit einem geschichtlichen Exkurs führte Prof. Dr. Mall seine Zuhörer ins Christentum des Mittelalters, als die Menschenrechte noch aus der Gottesgleichheit der Menschen abgeleitet worden seien und es deshalb keinen Platz für Humanismus gegeben habe. Im heutigen Europa hingegen bilde das autonome Subjekt die Grundlage für die Menschenrechte.

Auf keinen Fall dürfe die Überzeugung vom eigenen Glauben dazu führen, daß andere Auffassungen verdammt würden. "Es muß endlich der Abschied erfolgen von dem gefährlichen Dogma, einer allein besitze den Stein der Weisen".

Prof. Dr. Hanafi stellte das Wesen seiner Religion, des Islam, vor. Dort bildeten das Innere und Äußere des Menschen eine Einheit: "Was man denkt, das sagt man auch." Die gesellschaftliche Realität mache jedoch Lügen und Versteckspiele nötig.

Überall auf der Welt, so Hanafi, rufe menschliches Leid ähnliche Reaktionen hervor. Der Kampf gegen Not und Elend als gemeinsame Aufgabe aller Menschen könne auf der Grundlage des Islam als Modell ausgefochten werden.

Damit nicht nur die Philosophie, sondern auch das "Gastmahl" nicht zu kurz kamen, lud Saraswati Albano-Müller ihre mehr als 60 Gäste nach den Diskussionsrunden dazu ein, die Gespräche beim gemeinsamen Essen weiter zu vertiefen.

Der Philosophielehrer Klaudius Gansczyk, der viel Arbeit in die Organisation der "Philosophischen Gastmahle" steckt, wird am 11. Juni in Tübingen von der Stiftung Weltethos als einer von bundesweit 16 Lehrern geehrt. Gansczyk erhält eine mit 2000 Mark dotierte Auszeichnung als Anerkennung für seine erfolgreichen Bemühungen, den Weltethos-Gedanken in den Philosophieunterricht einzubringen.


Saraswati Albano-Müller (v.l.) hatte sich wieder einmal Gäste eingeladen: Prof. Dr. Mall, Graf von Groeben, Prof. Dr. Hanafi und der Schwelmer Klaudius Gansczyk, der in Kürze eine Auszeichnung der Stiftung Weltethos erhalten wird. (Foto: Rita Wiemann)

(Quelle: Schwelmer Westfalenpost, 6. Juni 1998 )

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